Was bedeuted androgyn?

Der begriffliche Ursprung

Das aus dem altgriechischen stammende Wort Androgynie bedeutet wörtlich übersetzt männliche und weibliche Merkmale aufweisend.

Bereits in der griechischen Mythologie waren die ersten Menschen, durch Prometheus aus Lehm erschaffen, androgyn. Die Göttin Athene hauchte ihnen Lebensatem ein und Göttervater Zeus trennte die Lehmkörper voneinander und erschuf so Mann und Frau mit unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen. In anderen Mythologien gibt es ähnlichen Geschichten, bei denen die ersten Menschen immer androgyn waren.

Was ist oder bedeuted „androgyn“?

Personen, die keine optisch ausgeprägten männlichen oder weiblichen Merkmale besitzen, werden als androgyn bezeichnet. Geschlechtermischung oder „zwischen männlich und weiblich“ sind auch gängige Bezeichnungen für Androgynie. Oft werden queere androgyne Menschen auch als Zwitter oder Intersexuelle bezeichnet, was biologisch aber nicht stimmt. Im Gegensatz zu Intersexuellen, die männliche sowie auch weibliche körperliche Geschlechtsmerkmale aufweisen, haben androgyne Menschen diese Merkmale nur rein äußerlich. Bei einem androgynen Menschen kann man auf den ersten Blick nicht eindeutig das Geschlecht feststellen. Neben der androgynen, was eine Kombination aus weiblich und männlich ist, also eine Mischung aus beidem, gibt es noch die neutrale Geschlechtsidentität, auch Neutrois oder Neutral-Gender genannt. Neutral-Gender-Personen lehnen jedes Geschlechtsmerkmal ab, sie wünschen sich einen möglichst komplett geschlechtsneutralen Körper. Dabei ist es ihnen wichtig auch in der Gesellschaft nicht in männlich oder weiblich unterteilt zu werden. Wir befinden uns in einem Zeitalter indem es nicht mehr notwendig ist, Menschen starr in bestimmte Geschlechter zu kategorisieren. Wichtig ist der Mensch selbst, seine Persönlichkeit, sein eigenes, ganz individuelles Erscheinungsbild, sein Sozialverhalten, sein Umgang mit Anderen.

Das äußere Erscheinungsbild – Androgyne Frauen

Durch die Frisur, den Körperbau, Kleidung und auch Verhalten wird das androgyne Erscheinungsbild geprägt. Besonders in der Musik– und Modewelt ist der androgyne Look populär. David Bowie oder die Sängerin Grace Jones spielten bei ihren Auftritten mit ihrem androgynen Aussehen und avancierten schnell zum Sexsymbol für Frauen und Männer. Weibliche Models wie zum Beispiel die Australierin Andreja Pejic laufen als Frau oder Las Mann über den Catwalk. Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden dabei außer Acht gelassen. Androgyne Models werden sehr gern gebucht. Durch den androgynen Körperbau können sie Damen- und Herrenbekleidung vorführen, was auch ein Hingucker bei der Show ist. Womit wir beim androgynen Körperbau wären. Frauen, die androgyn aussehen, haben einen sehr schlanken, schmalen Körper, wenig Busen, kaum Hüfte. Der Körper wirkt bei einigen Frauen sogar knabenhaft. Viele androgyne Frauen haben eine sogenannte H-Figur, also sportlich und mitunter etwas kantig. Dieser Typus wirkt auf manche Männer aber auch auf manche Frauen sehr anziehend. Diese Frauen entsprechen nicht dem Typ Vollweib, sondern sie besitzen eine spezielle, kaum zu definierende Erotik. Sie wirken auch geheimnisvoll, da man oft nicht eindeutig erkennen kann, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. In den 1920 Jahren, einer Zeit des Umbruchs in der Modewelt,erlebte das androgyne Aussehen seine Hochzeit. Es galt auch als Ausdruck einer unabhängigen Lebensweise in der Frauenwelt. Die berühmte Schaupielerin Marlene Dietrich trat lässig im Hosenanzug vor das Publikum und revolutionierte wie kaum eine andere den androgynen Look, wobei sie viele Nachahmer fand.

Die Suche nach sich selbst in der Gesellschaft

Junge androgyne Mädchen, die sich in der Pubertät befinden, sind oft verunsichert über ihren Körper, der keine typisch weiblichen Attribute aufweist. Sie fragen sich: Was ist mit mir nicht in Ordnung? Warum sehe ich so anders aus als meine Freundinnen? „Bin ich lesbisch?“. Während bei anderen Gleichaltrigen die Brüste wachsen, die Hüften runder werden, bleiben androgyne Mädchen schmal und flachbrüstig. Oft gibt es bei lesbischen Paaren androgyne Frauen, wobei ein androgyner Körperbau nicht automatisch mit der sexuellen Orientierung zusammenhängt. Aber bei androgynen Menschen geht es ja nicht nur um das äußere Erscheinungsbild. Die Seele und das Gefühlsleben spielen eine genauso so große Rolle. Junge Frauen kommen oft mit ihrem nicht eineindeutigen Aussehen schwer zurecht, suchen nach der Geschlechterrolle, in die sie sich einordnen können. Dabei macht es einem die Gesellschaft nicht unbedingt leicht, da noch oft ein Bild suggeriert wird, wie ein Mann oder Frau auszusehen und sich zu verhalten hat. Natürlich ist dies nicht mehr zu vergleichen mit vergangenen Jahren und doch gibt es noch immer dieses feste Bild in den Köpfen. Dabei sollte doch einfach der Mensch gesehen werden und nicht nur sein Äußeres. Schönheit und Attraktivität liegt im Auge des Betrachters und können nicht auf irgendwelchen einzelnen Merkmalen reduziert werden. Bei einer androgynen Erscheinung wird es Menschen geben, die dies als unschön und nicht sexy betrachten, andere werden gerade dies als besonders anziehend sehen. Vor allem androgyne Frauengesichter polarisieren. Personen, die sich ausschließlich für hyperweibliche Frauen interessieren, finden androgyne Gesichter eher unattraktiv. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Männern und Frauen, die androgyne Gesichter besonders attraktiv finden, da die Nichteindeutigkeit, das Verschwimmen der Grenzen einen besonderen Reiz ausmachen und auch auf eine gewisse Art geheimnisvoll wirkt.