Mones Coming-Out – Ihre Geschichte

Hey, schön dass ihr euch für meine Geschichte interessiert. Zunächst einmal möchte ich mich kurz vorstellen:

Also, mein Name ist Monique, ich bin 24 Jahre jung, komme aus Sachsen-Anhalt und bin lesbisch. Schön und gut – doch wie kam es dazu? Im nachfolgenden Text werde ich nur Anfangsbuchstaben Dritter Personen benutzen, um deren Privatsphäre nicht zu verletzen.

Schon als kleines Mädchen habe ich lieber mit Jungs und deren Spielzeug gespielt. Die waren für mich halt einfach die cooleren Kids. Als ich irgendwann älter wurde, freundete ich mich auch mit einigen Mädels an. Irgendwie war mir damals der Unterschied zwischen „Liebe“ und „Freundschaft“ noch nicht so bewusst – wie auch? Ich war ein junges, pubertierendes Gör, das von nichts ’ne Ahnung hatte. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich immer über meine damalige beste Freundin geredet habe… wie ich sie regelrecht vergöttert habe. Ich dachte mir aber nie etwas dabei. Sie war halt meine beste Freundin und ich habe sie gern gehabt. Punkt. Nunja… heute, einige Jahre später, bin ich etwas schlauer. Ich war damals bis über beide Ohren verknallt. Ich war verknallt und habe es erfolgreich ignoriert. Wie gesagt, meine sexuelle Orientierung war nie ein Thema. Es gab halt auch niemandem in meinem Bekanntenkreis der entweder schwul oder lesbisch war.
Als ich etwa 14 war, hab ich auf dem Gymnasium mal für ’nen Jungen geschwärmt – einfach weil grade alle meine Freundinnen irgendeinen Typen süß fanden. Mehr als eine Schwärmerei war das aber definitiv nicht. Ich konnte mir ja nicht mal vorstellen ihn zu küssen oder dergleichen. Eigentlich hätte ich spätestens da merken müssen, dass irgendwas mit mir nicht stimmt 😉

Mit 16 ist mir dann irgendwie etwas komisches passiert. Kennt Ihr noch den Teletext Chat von MTV?
Ihr werdet es kaum glauben, doch ich habe damals dort wirklich jemanden kennengelernt! 😀 Okay, ich gebe zu, mir ist das jetzt etwas peinlich – so war’s aber halt.
Jedenfalls lernte ich C. kennen. Ich lernte sie kennen und lieben. Klingt ziemlich verrückt, oder?
Ihr könnt mir glauben: Das war es auch!
Das erste mal in meinem Leben machte ich mir Gedanken über meine Sexualität. Mit 16 scheint das für den Ein oder Anderen nun etwas spät zu sein, aber dahingehend war ich wohl einfach ein kleiner Spätzünder.

Nunja… C. wohnte leider sehr weit weg. Wir telefonierten täglich stundenlang und haben alles menschenmögliche versucht, dem anderen „Nahe“ zu sein. Das war allgemein das erste mal in meinem Leben, dass ich so was wie „Liebe“ empfunden habe – selbst über diese Distanz zueinander. Das kuriose war, dass ich mir absolut keinen Kopf darüber zerbrochen habe, das C. ja eine Frau ist. Das war halt so – nicht ein Gedanke verschwendete ich daran, ob gleichgeschlechtliche Liebe überhaupt in Ordnung ist, was mein Umfeld davon halten würde oder, oder, oder…

Ich war also offiziell „lesbisch“. Wie sollte es nun weitergehen? Diese Frage war für mich einfach zu beantworten. So, als wäre ich halt hetero – ganz normal.

Wenn ich mich mit Freunden unterhalten habe, erzählte ich halt ganz selbstverständlich von meiner Freundin. Erstaunlicherweise haben das auch alle immer gut aufgenommen. Nie habe ich diesbezüglich eine blöde Reaktion erhalten. Eher erstaunte und fragende Gesichter. Mir war es wichtig, dass man offen miteinander umgehen kann und da ich wusste, dass das Thema „Homosexualität“ in meinem Bekanntenkreis keine Rolle gespielt hat, war mir auch bewusst, dass sicher einige Fragen aufkommen würden. Ich war froh, dass ich mit Fragen gelöchert wurde, denn nur so kann man diese Thematik jemandem näherbringen. Der Mensch hat Angst und Zweifel vor etwas Unbekanntem, deshalb muss man einfach miteinander reden und meine Freunde merkten ja auch, dass ich deswegen nun kein anderer Mensch bin.

Mit 18 kam dann der Tag, wo ich meine damalige Freundin S. mit nach Hause bringen wollte.
An sich kein Problem, nur habe ich bis dato nie mit meiner Mutter offen darüber geredet, dass ich auf Frauen stehe.
Mir stand also mein erstes richtiges „Coming-Out“ bevor.
Ich hab mir tagelang den Kopf darüber zerbrochen wie ich meiner Mutter diese Tatsache schonend beibringen könnte. Heute, einige Jahre später, könnte ich mich selbst auslachen für all das Kopfchaos damals.

Als der Tag X kam, saß meine Mum gerade in der Wohnstube und ich platzte heraus: „Mama, ich muss dir was sagen…“. Sie schaute mich an und entgegnete mir: „Was denn? Willst du mir nun sagen das du auf Frauen stehst?“.
Meine Gesichtszüge entglitten in sämtliche Richtungen, mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen und wir beide fingen herzhaft an zu lachen. „Ich bin deine Mutter, du meinst wohl, ich habe das noch nicht bemerkt?“. Ja. Das war es dann auch schon. Ein ganz unkompliziertes Outing. Zum Glück war meine Homosexualität weder für meine Mutter, noch für meine Geschwister ein Problem.

Wie ihr seht, war das alles bei mir sehr unspektakulär. Ich glaube, das liegt auch ein bisschen daran, dass ich auch so offen damit umgehe. Ich musste mich nie verstecken, musste diesbezüglich nie lügen oder dergleichen. Es ist halt wie es ist. Punkt.

In meinem Berufsleben genau dasselbe… auch dort erzähle ich ganz offen über meine Partnerin. Anfangs hatte ich zwar Angst, dass ich eventuell auf Abneigung stoße, da einige meiner Kollegen bereits etwas älter sind, jedoch war dies zu keinem Zeitpunkt der Fall.

Ich kann also nur jedem raten, zu sich selbst zu stehen. Menschen, die einem aufgrund dieser Tatsache den Rücken zudrehen, sind eh nur reine Zeitverschwendung gewesen. Eigentlich müsste man mit ihnen sogar Mitleid haben, da es für mich unbegreiflich ist, wie man das schönste der Welt – die Liebe – so verachten kann. Dabei ist es völlig egal, ob wir hier von gleichgeschlechtlicher Liebe reden oder nicht.